Road Trip Miami-Iowa










Geplant war, dass wir einen Reiseblog erstellen, V. und ich, Fotomensch und Textmensch, aber nicht your regular type of blog, sondern das genaue Gegenteil: ein Anti-Blog, in dem wir mit misanthropischem Furor und rhetorischer wie fotografischer Brachialgewalt alles mit Spott und Hass überziehen, was unsere Wege kreuzt.
Als Pose, wohlgemerkt, nicht aus irgendeinem antiamerikanischem Impuls heraus, denn dieser plumpe europäische Antiamerikanismus, dieses immergleiche Geseiere über die unterstellte Kulturlosigkeit und Volksblödheit, den Waffenwahn, hanebüchene Gerichtsurteile oder den großtuerischen Patriotismus ist selbstverständlich verachtenswert, ein pathologischer Reflex humorloser, verkrampfter Chauvinisten;
nein, es sollte eine Gegenreaktion darstellen zu der bedingungslosen Begeisterung des Reisejournalismus, der Reiseblogs, der Reiseführerliteratur und der Tourismusbroschüren, in denen alles immer positiv dargestellt wird, in denen noch die letzte Saufhölle als „pulsierende Partymetropole“ tituliert wird, die letzte Dorfkirche noch ein „bemerkenswertes Beispiel für den südcisleithanischen Hochklassizismus“ darstellt, diese Nullrhetorik, die voll ist mit sogenannter „unberührter Natur“, die immer „paradiesisch“ und „zauberhaft“ ist,
die voll ist mit Goldenen Städten und Ewigen Städten und Städten der Liebe, in denen immer „die Geschichte auf die Moderne trifft“, all diese Venedigs und New Yorks und Parise des Nordens und Ostens und Westens und Südens, diese Lonely-Planet-Rhetorik, wo Reisen auf fast schon totalitäre Weise als sinnstiftend dargestellt wird, diese rhetorische Ödnis,
die voll ist mit Worthülsen wie „Horizont erweitern“
und „faszinierender Exotik“
und dem „Eintauchen in eine andere Welt“,
mit denen einem weisgemacht werden soll,
wer sich noch nicht auf dem zugigen Eiffelturm einen Husten geholt hat
und mit schiefem Kopf und schmerzenden Füßen verwackelte Bilder von der Decke der Sixtinischen Kapelle gemacht hat
und auf dem Times Square von einem gelben Taxi überfahren wurde
und in einem rajastanischen Ashram zwischen den Ratten seinen Sinn gesucht hat
und mit Massai-Kriegern zähen Hirsebrei gelöffelt hat
und sich bei einer Schlittenhundetour durch Grönland eine abgefrorene Fußzehe zugezogen hat,
der könne kein erfülltes Leben gehabt haben, weil Reisen ja so ungemein bildet, was ein himmelschreiender Unsinn ist, nichts verblödet die Menschheit in Wirklichkeit derart wie dieses Abtrampeln von touristischen Pfaden mit voreingestellten kognitiven Filtern, und dagegen wollten wir uns wehren, mit einem Gegenentwurf, der zugegebenermaßen gleichermaßen plump war, einem invertierten Reiseblog sozusagen, wo weiß schwarz ist und gut schlecht, der aber, so schien es uns, die einzig mögliche Waffe gegen den totalitären Reisebegeisterungswahn darstellt, der Gleiches mit Gleichem vergilt, wir wollten hassen, aber mit Augenzwinkern, denn mit Amerika kann man es ja machen, und, was soll ich sagen, der Plan ist krachend gescheitert.





Und alle sind entweder reich oder arm, überall Nobelkarossen und der ganze Hafen voller Luxusyachten, doch wehe, man biegt um die falsche Ecke, dann findet man sich plötzlich in einem Viertel wieder, das aussieht, als wäre man aus Versehen auf einem anderen Kontinent gelandet, denn natürlich ist die Segregation eine Klassen-, aber auch eine Rassensegregation, die Viertel sind weiß oder schwarz oder hispanic.
Unsere Gastgeber, E., ein Finne, und S., seine deutsche Frau, wohnen in einem nobleren Viertel, Coconut Grove, und auf den ersten Blick könnte das Viertel auch in Bad Homburg oder Barmbek sein, alle sind weiß, gut gekleidet, schieben Kinderwägen durch die Gegend und führen ihre Hunde spazieren, der Unterschied sind lediglich die Palmen, die Blumen, das überbordende Grün an allen Ecken und Enden, und die Alarmanlagen, die an jedem Haus angebracht sind, die Fort Knox zur Ehre gereichen würden.
Auch wir sind in einem solchen Hochsicherheitstrakt untergebracht: nachdem die Türen nachts verschlossen sind, schaltet E. die Anlage ein, und danach gibt es keine Möglichkeit mehr, eine Tür zu öffnen, sei es auch nur die Balkontür, und das Haus zu verlassen, ohne dass im ganzen Haus die Sirenen zu heulen beginnen. Übertrieben, denken wir. Bis wir ein paar Wochen später hören, dass dort eingebrochen wurde.
Man muss allerdings nur einige Ecken weiter gehen, und schon befindet man sich in einer anderen Welt: das ist mir widerfahren, als ich eines Morgens meine Laufschuhe schnüre, diese Welt ist ebenso grün, nur wuchert es nicht über fein gestrichenen Gartenzäunen, sondern über Schrotthaufen auf verlassenen Grundstücken, die Menschen tragen abgerissene Klamotten und schieben keine Kinderwägen, sondern Einkaufswägen durch die Gegend, und anstatt vor frisierten Chihuahuas stehe ich plötzlich vor einem Pitbull, der unangeleint an einem Bretterverschlag steht, kein Besitzer weit und breit in Sicht, und ich verlangsame meinen Schritt, atme tief durch, erinnere mich daran, wie ich irgendwo gelesen habe, dass Hunde Angst riechen können, und hoffe, dass der Hund das nicht auch gelesen hat.
Und wie ich den Hund passiert habe und schnellstmöglich zurück nach Hause will, in die alarmanlagengesicherte Behaglichkeit, da stelle ich fest, dass ich mich verlaufen habe, denn, auch dies eine Konsequenz des Grid Systems, eine Ecke sieht aus wie die andere, ich könnte Stunden, Tage herumlaufen, und würde mich nur immer tiefer im Bauch des Monsters verirren, denn Anhaltspunkte gibt es nicht.
Außer der Segregation. Und so suche ich nicht nach markanten Gebäuden oder Straßennamen, nein, ich suche nach Wohlstand, nach Hybridlimousinen in Hofeinfahrten, nach Alarmanlagen und Soccer Moms, ich suche diese unsichtbare Grenze, wo die Armut aufhört und der Reichtum anfängt, ich laufe in die Richtung, in der der Müll in den Rinnsteinen weniger wird, wie ein Spürhund schnüffle ich der oberen Mittelschicht hinterher, bis ich irgendwann den kleinen Park wiederfinde, der als unsichtbarer sozialer Grenzposten fungiert.
Wir holen U. vom Flughafen ab, der sich uns auf der Reise anschließen wird, trinken ein weiteres Mal Bier im Garten von E. und S. und fragen unsere Gastgeber, ob Miami wirklich so allumfassend trostlos ist. Nun ja, sagen sie, es gebe da noch ein cooles Street Art-Viertel namens Wynwood sowie Little Havana, das Kubanerviertel, denn obwohl in gewisser Weise fast ganz Miami mittlerweile ein Kubanerviertel sei, schließlich stellten die Hispanics sechzig Prozent der Stadtbevölkerung, sei Little Havana wohl doch das kubanischste Kubanerviertel.
Wynwood ist tatsächlich cool, Gewerbebrachen unergründlichen Ursprungs wurden mit großflächigen Murals verschönert, doch ist es bezeichnend, dass sich am einzigen Ort in der Stadt, der ästhetisch interessant ist, niemand außer uns aufhält. Wir laufen mitten auf den Straßen herum, schießen Fotos bis uns langweilig wird und fahren weiter nach Little Havana.
Die Hauptflaniermeile dort nervt, weil aus jedem Laden unerträgliche lateinamerikanische Musik trötet, weshalb wir in eine Seitenstraße ausweichen, wo wir auf einen alkoholisierten Obdachlosen treffen, der Schnaps aus einem Starbucks-Kaffeebecher trinkt und uns vor irgendeinem Gedenkstein für Exilkubaner erklärt, wo er herkommt, wie und wann er in die USA kam und dass er als Soldat in Deutschland die beste Zeit seines Lebens in den Bordellen Frankfurts verbracht hat, dabei die entsprechenden, vage deutsch klingenden Fachausdrücke zitierend, die er dort gelernt hat. Der Baum neben dem Gedenkstein, so erklärt er uns weiter, und fliegt dabei bäuchlings auf die Nase, steht allerdings umgehend wieder auf und fährt ohne Aufhebens zu machen fort, sei verzaubert, und wer ihm zu nahe komme, dem widerfahre schreckliches Unheil. Zum Abschluss verpasst er uns lustige Spitznamen. Wir sind begeistert von seinem Redeschwall, die wir mit etwas gutem Willen als erste Konversation mit einem Einheimischen verbuchen, und schenken ihm aus Dankbarkeit ein paar Dollar.





Der beste Ort in der ganzen Stadt ist der Garten unserer Gastgeber, wo wir uns versammeln, uns verwöhnen lassen und uns Geschichten erzählen, ein Wieder-Sehen, E., S., V. und ich. Und D., der extra dafür aus einer anderen Welt angereist ist, aus Iowa, wo im April sich die Blizzards mit den Tornados abwechseln und alle Menschen Riesen sind, eine Welt, von der wir wissen, dass sie Monsanto und Pioneer gehört, ein einziger Nahrungsproduktionsstaat in der Größe eines doppelten Bayerns, wo Schweinemastbetriebe in der Größe von Kleinstädten stehen, es ein halbes Jahr Winter ist und man eine Tagesreise unternehmen muss, um irgendwo anzukommen, wo es auch nur geringfügig anders ist. D. findet Iowa Scheiße, wie er auch die ganzen Vereinigten Staaten Scheiße findet, genauso wie alle anderen Staaten dieser Welt, und er behauptet zurecht, kein Rassist zu sein, da er alle Völker, Klassen, Religionen und historischen Epochen ehrlich und von ganzem Herzen Scheiße findet und über alle sein glorreich gefülltes Füllhorn des Spotts ergehen lässt. Nach kurzer Zeit ist dies allgemeine Kommunikationspraxis, und wir lassen an keinem auch nur ein gutes Haar übrig, wir überziehen sämtliche Teile der Welt mit übelster Nachrede und schlimmsten Stereotypen, kein Land bleibt verschont, am wenigsten unsere eigenen, jedes einzelne Wort davon würde eine öffentliche Karriere beenden können, wenn es ernst gemeint wäre, was uns aber egal ist, da wir keine öffentlichen Karrieren anstreben; wir streben an, in diesem Garten zu sitzen, Bier zu trinken bis der Kühlschrank leer ist und uns der Tatsache zu freuen, dass wir hier sitzen, sieben Jahre nach einem Studienaustausch, in einem völlig anderen Teil der Welt und Freunde.
Uns erwartet ein Road Trip in die Heimat von D., nach Iowa, zweieinhalbtausend Meilen entfernt, ein mythisches Land in unseren Vorstellungen; nach all den Büchern und den Dokumentationen über den Amazonas und den Südpol und die unendlichen Weiten Russlands, nach den Reisen nach Arabien oder Australien, nach den Romanen aus Wien oder Paris oder New York, nachdem man sich die Welt in weiten Teilen bebildert hat, wartet hier eine Karte, weiträumig umfahren von den Scheinwerfern der Kultur, unimaginierte Orte, weiße Felder, Georgia, Tennessee oder Kentucky, Tausende von Meilen ohne Sehenswürdigkeiten von Belang, uns erwartet dieses Land in all seiner Riesenhaftigkeit, und wir wollen in den Bauch des Leviathans, nicht in den Kopf, und wir wollen die Menschen treffen, die in diesem Bauch von diesem Land zuhause sind, in den Eingeweiden dieser fröhlichlauten Kapitalismusmaschine, die die Welt vernetzt, unterhält und zermalmt.





Es gibt ein Hemingwaymuseum in Key West, eine Villa, in der er seine größten Romane geschrieben hat, eine National Heritage Site, in der man sich für dreizehn Dollar Eintritt von Touristenmassen in Hawaiihemden durch die Räumlichkeiten schieben lassen kann. Die Geschichten, die die Touristenführer erzählen, handeln allerdings kaum vom Autor selbst, lediglich von seinen Sauf- und Fraueneskapaden, und schon gar nicht von seinem Werk, das dem überwiegenden Teil der Anwesenden mit Sicherheit unbekannt ist. Dafür lernt man, dass Hemingway ein großer Fan von Katzen war, und zwar von einer bestimmten Sorte, von Katzen nämlich, die eine Zehe mehr, oder war es eine Zehe weniger, haben als andere Katzen, in jedem Falle laufen Katzen dieser Art überall auf dem Gelände herum, es gibt einen Katzenfriedhof mit einem Gedenkstein für sämtliche Katzen, die hier in den letzten siebzig Jahren lebten, Katzen mit Namen wie James Joyce, Emily Dickinson, Simone de Beauvoir oder US1. Die Touristenführer erzählen von Hemingways liebsten Katze, seiner zweitliebsten Katze und von sämtlichen Charaktereigenschaften die aktuelle Katzengeneration betreffend. Natürlich ist auch der Souvenirshop voller Hemingwaykatzenaccessoires, es gibt Katzenpostkarten und Katzentrinkschalen und Katzenohrringe und bemalte Fliesen mit Katzengesicht.
Das Befremdlichste an dem Hemingwayhaus ist allerdings das Aussehen der Guides: sämtliche männlichen Touristenführer haben eine frappierende Ähnlichkeit mit Hemingway selbst, und zwar mit dem späten, vollbärtigen Hemingway; ihr Bartschnitt scheint direkt den Bildern an der Wohnzimmerwand des Hauses entnommen zu sein. Später lerne ich, dass ein Hemingway Lookalike Contest ein Höhepunkt des alljährlichen Hemingwayfestivals ist, und ich vermute, dass die Gewinner des Wettbewerbs im Anschluss von dem Museum als Guides eingestellt werden. Auf diese Weise wird der Autor zu einer commodity reduziert, ein bärtiger Typ, der Katzen, Whisky und die Frauen liebte, ein synthetisches Derivat auf der Basis von Hemingwayextrakt, ähnlich dem Inhalt des Gatorade-Automaten, der im Garten neben dem Katzenfriedhof aufgestellt ist. Ich ziehe mir eine Limonade aus der Maschine und trinke sie in einem Zug leer. Schmeckt gar nicht so übel.










Es gibt nur wenige bessere Gründe, in die Vereinigten Staaten zu fahren, als diese 1996 gegründete Kleinstadt mit 7.000 Einwohnern in der Nähe von Orlando. Warum? Weil Celebration keine gewöhnliche Kleinstadt ist. Das ganze Gelände gehört dem Walt-Disney-Konzern, die Stadt ist die um einige Jahrzehnte verspätete Umsetzung eines Lebenstraums von Walt Disney: der Erschaffung einer Stadt nach seinen Maßgaben. Es ist sehr einfach, diesen Ort zu hassen. Es gibt dort keinerlei demokratische Partizipation: die Stadt wird nicht von einem Bürgermeister und einem Stadtrat verwaltet, sondern von einer Art Disney-Truchsess. Es gibt ein siebzig Seiten dickes Musterbuch mit Regeln, das die Gestaltung des Eigenheims ebenso vorschreibt wie die verpflichtende Teilnahme an Nachbarschaftsfesten oder Charity Events. Wer seinen Rasen nicht regelmäßig mäht, bekommt unangekündigten Besuch von Disney-Rasenmähern, die sich darum kümmern und dem Besitzer daraufhin eine Rechnung präsentieren. Alles ist sauber, piekfein und steril. Das Interessante an Celebration ist, dass die städtebauliche Ideologie, die dahinter steht, eine Art Gegenentwurf zur endlos ausufernden Suburbia-Metastase darstellt: enge Bebauung statt Zersiedelung, Fußläufigkeit zu allen städtischen Einrichtungen, Gemeinschaftssinn statt Individualisierung und Abschottung. Trotzdem, oder gerade deswegen, kann man sich des Eindrucks, der Ort sei eine Art Stadt gewordene Truman Show, nicht erwehren. Alles ist zu perfekt, zu weiß, zu schön: niemand ist dick in Celebration, niemand ist schwarz, es gibt kein Graffiti, keine Jugendlichen mit seltsamen Frisuren, nichts, was einen Anschein von Lebendigkeit erwecken würde. Überall joggen braungebrannte, durchtrainierte Familienväter herum, überall schieben All American Families, wie aus dem Musterbuch entnommen, High-End-Kinderwägen durch die blitzsauberen Straßen. Uns überkommt eine furchtbare Beklemmung. Ich setze mich auf eine Parkbank am zentralen Platz der Stadt, der aus einem millimetergenau akkurat geschnittenen Rasen mit einer riesenhaften Amerikaflagge besteht, und rauche eine Zigarette. Es ist wirklich nirgendwo auch nur das geringste Zeichen von Verschmutzung erkennbar, keine Kaugummis auf dem Asphalt, keine Coladosen oder Bonbonpapierchen, nichts. Als kleinen, hoffnungslosen Akt der Rebellion schnippe ich den Kippenstummel dann auf den unwirklich grün leuchtenden Rasen und laufe anschließend, mich nervös umsehend wie ein Krimineller, schnurstracks zurück zum Auto, bevor wir dann auf schnellstem Weg die Stadt verlassen, als hätten wir gerade ein Feuer im Theater gelegt.
















V. hat unterdessen in dem benachbarten Laden einen Schatz entdeckt, aus dem er uns den Rest des Tages vorlesen wird: einen amerikanischen Reiseführer über Deutschland aus dem Jahre 1930 (Frank Shoemaker: "Come with me to Germany") Wir stellen fest: es gab eine Zeit vor der totalitären Reisebegeisterung.
Unterwegs noch mehr verfallene Häuser, hier und da eine Konföderiertenflagge im Vorgarten. Southern Hospitality, und: Never talk politics, schwirrt es in meinem Kopf herum.
So vergeht die Zeit, bis wir in den Bergen ankommen. Great Smoky Mountains, das klingt nach wiehernden Indianern im Morgendunst, oder zumindest nach Twin Peaks. In Wahrheit besteht die Einfahrt in die Berge aus einem mehrspurigen Highway, der sich rücksichtslos durch den Wald pflügt. Romantisch ist anders. Irgendwann stehen wir an einer Schlucht, gucken nach unten und wissen nicht so recht weiter. Dann geht dann die Sehnsucht nach wilder Natur mit uns durch, und wir beschließen, uns in der Gegend eine Cottage zum Übernachten zu suchen. Wir fragen im Informationszentrum eines Nationalparks nach Übernachtungsmöglichkeiten. Die Mitarbeiter dort können uns auch nicht wirklich weiterhelfen, aber dafür wuselt ein gefühltes Halbdutzend Southerners um uns herum, sie telefonieren wild umher und überschütten uns mit Tipps. Wir hören nur halb hin, was sie uns erzählen, zu fasziniert sind wir von diesem Singsang; sie könnten uns genauso gut aus dem Telefonbuch vorlesen, und wir würden gebannt lauschen.
Wir versuchen anschließend, auf eigene Faust eine Hütte zu finden. Am Straßenrand sehen wir eine Telefonnummer, und einige Telefonate der Sorte wir-haben-zwar-selbst-keine-Hütte-frei-aber-ich-kenn-da-jemanden-ruft-doch-mal-da-an später sitzen wir auf einer Terrasse im Wald, direkt an einem kleinen Fluss, umtost vom Rauschen des nahen Wasserfalls, grillen, lassen uns die Sonne auf den Bauch scheinen und können unser Glück kaum fassen. Ein alter Mann kommt vorbei, weit jenseits der achtzig, der Vater der Besitzerin. Gibt es hier wilde Tiere, fragen wir ihn. Oh yeah, sagt er. Best time of the year is hunting season. I remember, I was strolling around here, then this massive twelve pointer comes out of the woods. I gotta tell ya, sons, that bastard sure got his head splattered! Wir nippen an unserem Bier, sehen die Sonne untergehen und wollen nie wieder weg aus Georgia.





