Modest (Adj.) kommt aus dem lateinischen und bedeutet so viel wie bescheiden, sittsam. Aber ist das wirklich die adäquate Beschreibung, wenn es, um Modest Fashion geht?
Modest (Adj.) kommt aus dem lateinischen und bedeutet so viel wie bescheiden, sittsam. Aber ist das wirklich die adäquate Beschreibung, wenn es, um Modest Fashion geht?
Eine schnelle Suche nach Modest Fashion bei Google liefert rund 149 Millionen Ergebnisse, während Pinterest UK berichtet, dass die Suche nach dem Begriff seit Anfang 2019 um 500 Prozent gestiegen ist. Darüber hinaus soll der weltweite Modest Fashion-Markt bereits Milliarden wert sein und diese Zahl dürfte nur noch steigen.
Der Aufstieg von Modest Fashion, insbesondere bei jungen religiösen Frauen, wurde durch das Bedürfnis nach modischeren Kleidungsoptionen geboren. Immer mehr Designer mit muslimischem Hintergrund und Social-Media-Stars haben beschlossen, Marktlücken zu schließen. Einer dieser Designerinnen in Österreich ist Naomi-Afia Günes-Schneider. Auch wenn die österreichische Modest Fashion-Szene im internationalen Vergleich überschaubar ist, ist sie keineswegs unbedeutend.
Aber was genau ist Modest Fashion und warum wird es immer beliebter?
Eine allgemeingültige Definition für Modest Fashion gibt es nicht. Wenn sich jemand lieber bedeckt hält, kann das religiöse Gründe haben oder eben auch nicht. Genauso wenig existiert ein universelles Regelwerk. Für einige zählen Culotte-Hosen schon als Modest Fashion, für andere gehört es dazu die Haare zu bedecken.
Die gebürtige Deutsche Naomi-Afia Günes-Schneider betreibt das Modest Fashion-Label Naomi Afia. Ihre Kollektionen sind geprägt durch weite Schnitte, nachhaltig und fair produzierte Stoffe und jede Menge Bedeutung hinter den Designs.
Als Naomi vor 10 Jahren zum Islam konvertierte, trug sie erstmal nur lange arabische Gewänder. Erst mit ihrem Umzug nach Wien begann sie sich mehr mit Mode und vor allem Modest Fashion zu beschäftigen. Und sie merkte schnell, dass sich ihre Umgebung für ihre Designs interessiert, allen voran andere Muslimas.
Im Jänner diesen Jahres präsentierte Naomi ihre zweite Kollektion “Our Bodies, Our Business” und traf damit genau den Nerv der Zeit. Zum Zeitpunkt der Kollektionsentwicklung wurde viel über Kopftücher und Burkas diskutiert.
Mit dieser Kollektion schaffte sie auch in die Ausstellung "Contempoary Muslim Fashions" im Frankfurter Museum Angewandte Kunst. Die Ausstellung zeigte einerseits, wie Musliminnen ihre je eigenen modischen Vorstellungen von „Modest Fashion“ umsetzen, und andererseits, wie internationale Modeunternehmen mit eigenen Kreationen auf die zunehmende Nachfrage nach weniger körperbetonten und zugleich modischen Styles reagieren. Die Ausstellung hat eine regelrechte Debatte ausgelöst.
Aber es sind nicht nur Designer mit muslimischen Hintergrund die sich für Modest Fashion einsetzten und ihre Kollektionen nach diesen Prinzipien designen. Immer mehr große Modehäuser präsentieren ganze Modest Fashion Kollektionen. Die Milliarden-Dollar-Industrie, die nicht mehr länger als altbackene Domäne des religiösen Volkes abgetan wird, wird nun von jungen und weltoffenen Konsumenten vorangetrieben, die eine zu ihrem Glauben passende Mode fordern, sich aber weigern, beim Stil Abstriche zu machen. Doch auch fernab von religiösen Vorgaben gewinnt die weniger freizügige Mode an Beliebtheit.
Modest Fashion hat ein neues Zeitalter der Mode angebrochen. Es ist ein Trend der sich über Kultur- und Landesgrenzen hinwegsetzt. Auch etablierte Marken fassen Fuß auf dem Modest Fashion Markt. Aber allen voran, treiben muslimische Frauen den Markt voran und erweitern innovativ die Grenzen innerhalb der Modebranche. Mit dem Aufkommen dieses Marktes sind natürlich auch einige Chancen, aber auch Herausforderungen verknüpft. Wie auch State of the Global Islamic Economy Report ersichtlich ist:
Naomi-Afia Günes-Schneider ist nicht die einzige deutschsprachige Modest Fashion Designerin. Weitere österreichische und deutsche Designerinnen sind:
Das Projekt wurde als praktischer Teil einer Bachelorarbeit in der FHWien der WKW umgesetzt.
Verantwortlich: Katharina Zimmer